Was war das bloß für ein Tag. Arbeit zuende. Also schnell nach Hause. Doch was auf so einer Reise durch den Alltag alles passieren kann, davon berichten diese merkwürdigen Zeilen.
Es ist Nachmittag und das Tagwerk erledigt. Wie anstrengend Kinder doch sein können. Aber ich habe es mir ja so ausgesucht. Schnell in den Wagen und ab nach Hause. Auf dem Weg zum Auto noch schnell ein Halt auf der Toilette, die Blase drückt. So dachte ich es zumindest, aber daraus wurde nichts. Wegen Reparaturarbeiten gesperrt. Schonwieder. Dafür, dass die das Klo so oft reparieren, sieht es immernoch schebbig aus und funktioniert nicht zwangsläufig besser als vorher. Egal, das hältst du noch bis zuhause aus. Doch dann kam eines zum anderen. Die Umleitungsstrecke leitete den Feierabendverkehr genau über meine Teilstrecke der Bundesstraße und zu allem Unglück hatte die Polizei auch noch einen Fahrstreifen gesperrt. Unfall bei der Tankstellenzufahrt. Das habe ich auch noch nicht gesehen. Aber die Tankstelle ist mir jeden Tag aufs Neue ein Dorn im Auge. Ewig diese Leute, die sich spontan zum Tanken entscheiden, schnell abbremsen, aber dann zu blöd sind auch weiter schnell um die Kurve zu fahren, um "den Hof mit Müh und Not" zu erreichen, wie es Goethe schon schrieb. Aber egal.
Alles zog sich und dauerte lang. Der Druck auf meiner Blase minderte sich nicht. Im Gegenteil. Aber ich als gestandener Mann habe schon schlimmeres erlebt, versuchte ich mich selbst zu motivieren, und fragte mich gerade, ob das Unterdrücken des Harndrangs wohl im Guinnesbuch der Weltrekorde vertreten ist, als der dicke Sattelschlepper vor mir endlich eine Lücke im Reißverschlussverfahren erwischte und es endlich vorwärts ging. Doch dann fiel mein Blick nach Vorne schauend auf das Armaturenbrett. WAS WAR DAS? Ein undefinierbar gelb-schwarzes Insekt, größer als eine Hummel und kleiner als eine Hornisse saß auf dem Armaturenbrett und krabbelte zielstrebig auf mich zu. OH NEIN, das kann doch alles bloß nicht wahr sein! Doch ausgerechnet jetzt, sprang die Ampel auf rot. So viel Pech kann man doch nicht haben. Das Vieh legte eine kurze Pause ein, setzte jedoch nach kurzer Zeit seinen Weg fort. Es kam bedrohlich näher. Ganz ruhig dachte ich, als gestandener Mann, überlebst du diese Vieh bestimmt auch! Das Vieh kam noch näher. "Oder doch nicht?"
Noch eh ich mich versah, sprang die Ampel auf grün und ich bog in rasantem Bogen rechts ab auf den Parkplatz des Freibades, der zu meinem Erstaunen auch zu dieser Jahreszeit reichlich gefüllt war. Als das Vieh schon die Klippe des Armaturenbrettes erreicht hat (Gott sei Dank ist das Armaturenbrett im Omega so groß, so dass das Vieh lange brauchte um es zu überqueren) sprang ich aus dem Wagen. Ich beobachtete es aus der Distanz. So ein Vieh habe ich noch nicht gesehen. Aber es schien bei ruhiger Betrachtung der Lage schon leicht kränklich und schwach zu sein. Also vielleicht doch keine so potentiell gefährliche Bedrohung. Ich, als gestandener Mann, musste etwas unternehmen und diesem armen Geschöpf helfen. Aber wie?
Ich ging zum Kofferraum um eine Mappe zu holen und das Insekt zur Tür herauszuwedeln. Doch als ich wieder zur Fahrertürkam, war es weg. Dreck. WO war es hin? Hinaus zur Tür? Das wäre gut. Oder hat es sich im Innern versteckt? Doch ehe ich weiter nachgucken konnte, meldete sich mein Harndrang. Irgendwo hier muss es doch ein Gebüsch geben. Von wegen! Die Stadt hat es gut gemeint und überall das ganze Gebüsch gelichtet und in einer Rohdungsaktion sämtliches Astwerk vernichtet, welches man als Toilette hätte nutzen können. Oder hal. Davorne. Da war noch ein Busch. Aber nein, ein Rentner saß dort in seinem Wagen und starrte in eine Zeitschrift. MUSS DIESER TYP JETZT UMBEDINGT HIER SEINE ZEITSCHRIFT LESEN? IM HERBST AUF DEM PARKPLATZ DES GESCHLOSSENEN FREIBADES, WENN ICH MAL IN RUHE AUSTRETEN MÖCHTE? Ich hatte mich gerade aufgeregt, da erblickte ich am anderen Ende noch einen Busch. Schnell, bevor es zu spät ist. Doch auf dem Weg dahin, fiel mein Blick in den Wagen, der davor geparkt hatte. EIN ZWEITER RENTNER LAS GENÜSSLICH EINE ILLUSTRIERTE, mitten auf dem Parkplatz des geschlossenen Freibades. Ja, sag mal, ich glaube ich spinne. Ist das der annonyme Schmuddelheftleseplatz für von ihren Frauen geplagte Männer?
Schließlich fand sich dann doch noch ein Hollerbusch. Direkt nebem dem Haupteingang. Wie gut, dass das Freibad geschlossen und von der Straße aus nicht einsichtlich ist. Unglaublich. Demnächst komme ich auch zum Zeitung lesen hier hin! Und dann klatscht es, aber keinen Beifall!
Zurück am Wagen, war das Vieh dann immer noch nicht zu entdecken. Es musste wohl mit mir zur Tür herausgeflohen sein. Ob es wohl doch Angst vor mir hatte? Egal. Beim Einsteigen bemerkte ich auf jeden Fall erst, wo ich eigentlich stand: neben einem anderen Omega Caravan! DAS ERSTE DOPPELGÄNGERFOTO VOM OMEGA CARAVAN! Das darf doch nicht sein. Und dann sogar in der gleichen Farbe. Allerdings unterschieden sich unsere Omegas dann doch etwas. Im Spiegelmodell ist der 2.2er Diesel verbaut. Außerdem handelt es sich um ein Automatikwagen und bei der Ausstattung auch eher um ein Sparmodell. Insgesamt hat das Innen- und Außenleben ordentlich Federn gelassen. Der Außenspiegel war mit modischem blauen Klebeband geklebt.
Halten wir fest, ohne die Strapazen, hätten wir heute nicht das erste Doppelgängerbild des Omega Caravan! Also vielen Dank lliebes Vieh, woimmer du auch jetzt stecken magst, dass du mich auf diesen Parkplatz gelotzt hast!